project :: semi public gallery, berlin 2018

Ruben Dhers, Inner Clock (2018)
Ruben Dhers, Inner Clock (2018)
Pierre-Etienne Morelle, Interstice (2018)
Jelena Fuzinato, 30153,846153846153846 (2018)

Semi Public Gallery
Ausstellung, Berlin 2018, mit: Pierre-Etienne Morelle, Rubén D´hers, Jelena Fuzinato

Das denkmalgeschützte herrschaftliche Gesamtensemble, die historisch brisante Position direkt am ehemaligen Mauerverlauf und Fluchttunnel sowie aktuelle Entwicklungen zu einer der teuersten und aufstrebendsten Wohnlagen als auch interne Aufteilungs- und Sanierungsprozesse – das Eckgebäude in der Sebastianstraße 87/Luckauer Straße 10 in Berlin Kreuzberg weist einen ausgesprochen vielschichtigen Kontext auf. Als temporäre `Semi-Public-Gallery´ greifen drei `In-House-Installationen´ spezifische Bezüge künstlerisch auf und integrieren sich sensibel und behutsam in den bestehenden historischen Charakter und die Atmosphäre dieses einmaligen Gebäudes.

INNER CLOCK
Stiegenbereich Vorderhaus

Rubén D`hers greift in seinem Konzept seine persönlichen Beobachtungen der Alltagsroutinen der Bewohner*innen auf und transferiert diese als Klanginstallation in das Stiegenhaus: Als eine dem Gebäude innewohnende zeitliche Struktur („inner clock“) werden 3 Zithern als historische und ornamentale Musikobjekte positioniert, die täglich zu fixen Tageszeiten und in gleichbleibender Dauer sensible Klänge produzieren. Als Klang-Visualisierung der täglichen Abläufe integrieren sich diese Klänge behutsam in das Gebäude. Der (Ver)Lauf der Zeit wird über die Klanginstallation ebenso referenziert wie das Erbauungsjahr der drei Zithern zentrale Perioden der (deutsch-)deutschen Geschichte markieren.

Rubén D´hers, in Venezuela geboren, lebt und arbeitet als Künstler und Musiker in Berlin. Seine Soundinstallationen übersetzen die Variäteten von Geräuschen, Klängen und Tönen eines spezifischen Klangkörpers in Relation zur jeweiligen räumlichen und ortsbezogenen Singularität. Details: http://rubendhers.net

INTERSTICE
Eingangsbereiche Sebastianstraße sowie Luckauer Straße

Pierre-Etienne Morelle wählt einen – scheinbar - simplen, jedoch mutigen Ansatz für seine künstlerische Intervention in der eindrucksvollen Eingangshalle, die reich an Ornamenten und Dekoren aus dem 18. Jahrhundert ist: In Referenz zu geplanten Sanierungsarbeiten in dem denkmalgeschützten Gebäude greift Morelle die Symbolik und Form eines schlichten Handwerksgegenstands auf: Die Schraubzwinge als Basis, Zitat und formalsprachliche wie thematische Klammer. Symbolisch als auch objektspezifisch verweist dieser in seiner unmittelbaren Positionierung in der Lobby, die als Transitzone von öffentlich zu privat einen komplexen Assoziationsraum öffnet, auf den historischen und aktuellen Kontext des Hauses. Der skulpturale künstlerische Eingriff in der Eingangshalle wird im ehemaligen Dienstboteneingang als gemaltes Pendant widergespiegelt.

Pierre-Etienne Morelle, in Frankreich geboren und lebt in Berlin. In seinen Installationen und Performances folgt Morelle einem objektspezifischen und interaktiven Ansatz, wobei Spannkraft und Druck wesentliche Gestaltungselemente darstellen. Er bezieht Gegenstände als auch den/die Betrachter/in in sein jeweiliges Werk mit ein. Details: http://www.pemorelle.com

30153, 846153846153846
Souterrain Ecke Sebastianstraße/Luckauer Straße

Die individuellen Memoiren, Erinnerungen und Erzählungen der Bewohner*innen sowie kollektiv archivierte Dokumente sind Basis-Material als auch inhaltlicher Referenzpunkt der skulpturalen und partizipativen Installation von Jelena Fuzinato: In Dialog mit ehemaligen und aktuellen Bewohner*innen werden Rückblicke und aktuelle Interpretationen der Haus- und Kiezgeschichte mittels Frottage-Technik auf einem Stein visualisiert, transferiert und als Gesamtcollage zusammengesetzt. Ein Teil dieser Gravuren wird über eines der Kellerfenster an der Glasscheibe nach aussen sichtbar gemacht. In einem weiteren interaktiven Prozess können diese Gravuren dann individuell als „Kunstdrucke“, die eigenhändig abpausiert werden, im privaten Bereich verwendet werden.

Jelena Fuzinato, in Bosnien geboren, lebt als Künstlerin in Berlin. Interaktiv und partizipativ agierend setzt sie sich in Zeichnungen, Filmen, Installationen und Skulpturen mit den Relationen von kollektiven Gedächtnissen und individuellen Erinnerungen auseinander. Details: http://jelenafuzinato.com

Im Rahmen eines kuratorischen Projektes zu `Kunst im (Um)Bau´ werden aktuell in fünf Mehrparteienhäuser im Berliner Stadtraum, die von Wandel und Veränderungsprozessen betroffen sind, interaktive und kontextspezifische Kunstinterventionen umgesetzt.