Kunst im UmBau
Kuratorische Projektreihe als wissenschaftlich-künstlerische Studie, Kooperations-Auftragsprojekt, Berlin 01/2018 bis 12/2019
Einblicke in die Buchpublikation gibt der jovis-verlag
Kann Kunst in den Debatten um urbane Wohnraumverknappung, Zuzug und Gentrifizierung einen Beitrag leisten? Und wenn ja, welchen? Ausgehend von diesen Fragestellungen hat sich die kuratierte Projektreihe `Kunst im UmBau´ in Berliner Mehrparteienhäuser begeben, die von Sanierungsmaßnahmen, Mieterhöhungen und der Aufteilung in Eigentumswohnungen betroffen sind. Ziel war, einen neutralen Kommunikationsraum für kontroverse Interessen und divergierende Sichtweisen herzustellen. Die künstlerischen Arbeiten positionieren sich in halbprivaten, halböffentlichen Bereichen wie Stiegenhäusern, Innenhöfen und Eingangshallen. Die Dokumentation (Buchpublikation) stellt die Werke von Alexander Wolff, 44flavours, Jelena Fuzinato, Rubén D'hers, Pierre-Etienne Morelle und Studio Achtviertel vor und reflektiert Prozesse und Diskussionen.
Die großflächige Wandgestaltung im Eingangsbereich und an der Hinterhoffassade gewinnt ihre Materialbasis aus Gemeinschaftsgarten und vorgelagertem Straßendreck (Alexander Wolff: Rich, poor, hard, soft; Berlin-Neukölln 2018). Ein visualisiertes Formen-ABC bietet an den neu errichteten Balkongeländern einen farbenfrohen Sichtschutz und regt parallel zum nachbarschaftlichen Austausch an (44flavours: Das Alphabet der Formen, Berlin-Wedding 2018). Drei (audio-)visuelle Installationen greifen atmosphärisch die historischen als auch aktuellen Entwicklungen eines Mehrparteienhauses auf und fügen sich in Eingangsräumen und Gewerbeeinheiten sensibel in das denkmalgeschützte Ensemble sowie Alltagsleben der Bewohner*innen ein (Rubén D`hers/ Jelena Fuzinato/Pierre Etienne Morelle: Semi Public Gallery; Berlin-Kreuzberg 2018/19). Eine leer stehende Garage wird in einem partizipativen Prozess zu einem künstlerisch-kreativen Begegnungsraum umgestaltet und lädt Altmieter*innen und Neueigentümer*innen zum Austausch ein (Studio Achtviertel: Die Kulturgarage; Berlin-Moabit 2018/19). Mittels unterschiedlicher künstlerischer und ästhetischer Gestaltungsformate wurden kontextspezifische und teilweise temporäre, teilweise permanente Eingriffe realisiert, die mit abgestuften Zugängen der Interaktion auf das Zusammenleben der Bewohner*innen einzuwirken intendierten – und Raum für Austausch zu eröffnen suchten.
Intention und Ziel der Projektstudie
Ziel der Projektstudie war, einen alternativen Beitrag zu aktuellen und stark polarisierenden Debatten einer verdichten urbanen Wohnraumentwicklung zu leisten.
"Kunst im UmBau war ein Projekt, das mehr Fragen als Antworten aufgeworfen hat - und das sich stark über seine Atmosphäre definiert hat: Der Referenzrahmen der Wohnraumverknappung und der persönlichen Betroffenheit hat nicht nur kuratorisch und künstlerisch die entstandenen Arbeiten - in ihrer räumlichen und kontextuellen Verortung - beeinflusst. Gefühle de Beklommenheit, der Anspannung, phasenweise auch der Betrübtheit, waren im gesamten Prozessverlauf präsent und prägten die Grundstimmung des Projektes mit. Die in dieser Atmosphäre - und mittels einer differenzierten Auseinandersetzung mit eben dieser - entstandenen künstlerischen KOnzepte, Arbeiten und Prozesse verweisen auf das Potenzial von Kunst als gesellschaftliche Ressource. Dieses wird spürbar und erfahrbar, wenn sich Kunst unmittelbar in Räume gesellschaftlicher Auseinandersetzung begibt. "